The Dream
Die Reise einer jungen Frau auf dem Weg zu ihrem wahren Selbst
The Dream, 2004 I series of 15 images I limited edition 50×75 cm, 7+2 AP UltraSec® M numbered and signed
The Dream
Diplomarbeit bei Prof. Karl Martin Holzhäuser
& Prof Dr. Martin Deppner,
FH Bielefeld, Visuelle Kommunikation / Foto-Design, 2004
*
Eröffnungsrede vom 29. August 2008 anlässlich der
BBK Gruppenausstellung im Bunker F38 in Bremen 30.08 – 28.09.2008
Unity Art Nabiha & Thom * The Dream*
Auf eine Reise gehen können wir auch mit den Fotoarbeiten von Unity Art.
Nabiha und Thom nehmen uns in ihrer 15teiligen Arbeit „The Dream“ mit auf eine sehr persönliche Reise.
Auf die Suche nach sich Selbst, der eigenen Identität, der Sehnsucht nach dem Glück.
Wir begleiten das Eintauchen in das Unterbewusste, wie ein Tanz mit dem Licht,
und das Auftauchen – aus einem Traum, oder der Scheinwelt?
Wir folgen einer Spurensuche, in Spiegelungen, Splittern und Reflexen.
Spüren Einsamkeit und Ausgeliefertsein im grellen Diesseits – schwankend zwischen Illusion, Verwirrung und Klarheit.
Es wird ein Reifeprozess. Verirrt, sich selbst entfremdet, verloren in höllischem Rot,
stehen diesem Farbschock plötzlich paradiesische Szenen entgegen,
das Alleinsein mit der Natur, nur berührt von der Sonne,
den Schatten der Zweige und der zarten Nasenspitze eines Rehs.
Hier entspringt die Quelle absoluten Glücks.
Hier entbrennt die Erkenntnis von Einheit, Entfaltung und schließlich der Unzerstörbarkeit des Selbst.
Lachen, innere Kraft und Größe zeigen das Ziel des beschrittenen Weges.
Unity – im Einklang mit sich, der äußeren und inneren Welt – endet die Bildserie.
Wessen Augen wollen nicht auf solchen Pfaden wandeln, geführt von einer elfenhaften Suchenden,
die uns bezaubert und mitreißt in eine scheinbar andere Welt, die doch die unsere ist.
Sind Sie nun neugierig genug, dies alles mit eigenen Augen zu sehen?
Dann will ich Sie nicht länger auf die Folter spannen.
Vielen Dank.
Corona Unger
Kunsthistorikerin M.A.
The Dream
Ausstellungstext
Das Selbst zu erfahren heißt, dass wir uns immer unserer eigenen Identität bewusst sind. Wir wissen dann, dass wir niemals etwas anderes sein können als wir selbst, dass wir niemals uns selbst verlieren und niemals von uns selbst entfremdet werden können. Dies ist so, weil wir erkennen, dass das Selbst unzerstörbar ist, dass es immer ein und dasselbe ist, nicht aufgelöst oder gegen etwas anderes ausgetauscht werden kann. Das Selbst befähigt uns, unter allen Umständen unseres Lebens derselbe zu bleiben.1
Es ist eine Zeit, in der es gilt, das eigene Wesen zu entfalten und nicht länger die hohlen Rollen auszufüllen, die wir als Zugeständnis an die Gesellschaft gespielt haben.2
THE DREAM erzählt die spirituelle Reise einer jungen Frau zu ihrem wahren Selbst und zeigt die Entwicklung ihres erwachenden Bewusstseins und die der selbstregulierenden Kraft ihres schöpferischen Selbst.
Das Tarot, das Rad des Lebens, ist ein sehr altes Buch, das die Entwicklung/Reise unserer Seele darstellt. Die Karten sind als Alphabet der Bildersprache unserer Seele zu verstehen. Während die Sprache unseres Bewusstseins Worte sind, sind Bilder die unseres Unterbewusstseins.
THE DREAM interpretiert die letzten drei Tarotkarten der großen Arkana:
Die Sonne XIX, Das jüngste Gericht XX und Die Welt XXI sind die letzten drei Stationen in der klassischen Reihenfolge. In THE DREAM ist jedoch Die Welt nicht Ziel, sondern Ausgangspunkt der Reise, denn das Lebensrad kann sich in beide Richtungen drehen.
Die Geschichte geht um den Aspekt der Entwicklung der menschlichen Seele, der uns auf dem Weg zur eigenen Selbst-Werdung erkennen lässt, dass unser Paradigma einer trügerischen Erscheinungswelt gleicht, voller Illusion, Gebundenheit, Selbstentfremdung und Scheinidentität.
Der heutige Zustand unserer Erde entspricht dem kranken Zustand unserer Seelen, die in dieser Scheinwelt von Unzufriedenheit und Depression gezeichnet sind, während sie nach Liebe hungern.
Die Konditionierung, das herrschende Paradigma einfach zu akzeptieren und nicht zu hinterfragen, wird versinnbildlicht von der Schattenseite, der dunklen Bedeutung der Karte Die Welt.
Hier knüpft die Vorstellung von Maya an, das hinduistisch-buddhistische Konzept von der Illusion unserer Sinne, die uns glauben lässt, dass wir von Gott und den anderen Menschen getrennt sind.
Unsere Gesellschaft lebt im Bewusstsein der getrennten Wahrnehmung von „Körper“ und „Geist“. Unser Blick hat sich in der heutigen Welt vom Körper gelöst, was einen Identitätsverlust und eine innere Leere bewirkt, die nach (visueller) Ersatzbefriedigung schreit.
Alles ist jedoch Brahman, die absolute, unveränderliche und allgegenwärtige Realität, das Wissen, dass alles eins ist, unity. Alles ist miteinander verbunden und strebt in seinem tiefsten Inneren auch nach diesem Zustand der friedlichen Vereinigung. Die universelle Energie des Brahman existiert in jedem Individuum in Form des Atman: die Seele oder das Selbst.
Am Anfang des Wegs zur eigenen Seele und zum wahren Selbst steht die Erkenntnis, dass die herrschende Version unserer Realität nur eine Scheinwelt ist und dass es mehr gibt als das bloß Sichtbare.
Wer dieser Scheinwelt glaubt und sie für das einzig Wahre hält, bleibt Opfer falscher Identitäten, trügerischer und verführerischer Bilder und Systeme und kann sein Selbst nicht finden, weil er abgelenkt ist. Wer nicht hinterfragt, träumt weiter – und bleibt dennoch unglücklich. (Es ist der traumwandlerische Zustand des Alltags, in dem sich Menschen leicht regieren lassen und keinen höheren Seins-Zustand anstreben.)
Durch das Anzweifeln der alltäglichen Illusionen wird dem Schläfer der Albtraum bewusst und seine Seele erwacht. Diese Des-Illusionierung garantiert jedoch nicht, dass er mit dieser Erkenntnis auch umgehen kann: es besteht die Gefahr, verrückt, fanatisch oder depressiv zu werden. Übersteht er dieses Erwachen, kann er seinem reinen Selbst, das nun von falscher Identifizierung und Scheinheiligkeit befreit ist, begegnen.
Nur wer sein reines Selbst kennt und frei ist von den lügnerischen Verstrickungen dieser Welt, besitzt die Fähigkeit, auch einen anderen Menschen in dessen „seelischer Reinform“ wahrnehmen und erkennen zu können. Erst ein solcher Mensch ist fähig zu lieben. In allen anderen Fällen erfüllt die „Liebe“ leider nur eine (gesellschaftliche/ psychologische) Funktion. Das Hinterfragen unseres Paradigmas ist also nicht nur fundamental um sich der eigenen Selbst-Erkenntnis zu nähern, sondern es gebiert auch die Vorraussetzungen, um lieben zu können.
Die biblische Idee des Liebe deinen Nächsten wie dich selbst, verkörpert diesen Gedanken.
Liebe zu meinem Selbst ist untrennbar mit der Liebe zu allen anderen Wesen verbunden. (…) Wenn ein Mensch fähig ist, produktiv zu lieben, dann liebt er auch sich selbst; wenn er nur andere lieben kann, dann kann er überhaupt nicht lieben.3
THE DREAM zeigt das Erwachen aus dem Albtraum der Scheinwelt (Die Welt), die damit verbundene Desillusionierung (Das jüngste Gericht), und das Ziel (Die Sonne), die Vereinigung mit dem innersten höchsten Selbst als Ausgangspunkt für ein Leben voller Liebe.
© Nabiha Dahhan & Thom Kolodziej, 2004
1 Akron, Hajo Banzhaf: Der Crowley Tarot, S. 245, Goldmann.
2 Carl Gustav Jung: Grundwerk Bd.1-9. Olten 1985, Walter.
3 Erich Fromm: Die Kunst des Liebens, S. 74, Ullstein.
The Dream
exhibition text
Experiencing the self means that we are always conscious about our own identity. Then we know, that we can never be someone else than ourself, that we can never lose ourselves and that we can never be estranged from ourselves. This is, because we realise that the self is indestructible, that it is always one and the same and that it can neither dissolve nor be exchanged against something else. The self enables us under all circumstances to stay the same.1
It is a time to develop your own being and no longer fill up the empty roles that we have been playing as concessions towards society.2
THE DREAM is the story of the spiritual journey of a young woman in her search for her true self showing the development of her awakening consciousness and the power of her creative self.
The Tarot, the wheel of life, is a very old book which illustrates the development and journey of our soul. The cards can be understood as an alphabet of the metaphorical language of our soul. While words are the language of our consciousness, images are the language of our subconscious.
THE DREAM interprets the last three Tarot cards of the great Arcana: The Sun XIX, Judgement XX and The World XXI are the last three steps. In THE DREAM, The World is not the end, but the starting point of the journey, as the wheel of life may spin in both directions.
The story is about that aspect of the human souls development, which, in the process of becoming the true self, makes us realise that our paradigm resembles a deceiving world, full of illusion, bondage, self-estrangement and fake identity.
The current state of the world resembles that of our ill souls, suffering from dissatisfaction and depression within this illusory world, while still longing for love.
The conditioning simply to accept instead of questioning the ruling paradigm, is represented by the shadow side, the dark interpretation of the card The World.
This is Maya, the Hindu/Buddhist concept of our senses` illusion which makes us believe we are separated from God and other people. Our society lives in consciousness of a separated perception of body and spirit. Our perception has separated from our body resulting in a loss of identity and an internal emptiness, crying for (visual) compensation.
However, everything is Brahman, the absolute, unchanging and omnipresent reality, the knowledge that everything is one, unity. Everything is connected. And deep inside it strives for a state of peaceful unity. The universal energy of Brahman exists in every individual in form of the Atman which is the soul or the self.
The first step on the way to the soul and true self is the insight that the ruling version of our reality is only an illusion and that there is more than what is merely visible.
Those who believe this illusion to be the only truth remain victims of false identities, fake and seductive images and systems and cannot find their selves, because they are distracted.
Those who do not question keep dreaming – while staying unhappy. (It is the dream-walking state of daily life which makes people easy to be governed and prevents them from even wanting to reach higher states of being).
By doubting the daily illusion, the sleeper realises the nightmare and his soul awakens. Still this disillusionment does not guarantee that the awakened can cope with this insight. There is a danger of becoming lunatic, fanatic or depressed.
If he survives this awakening he can finally confront his clear self, which is now free of false identification and sanctimony.
Only knowing the self and being free from deceitful entanglements within this world, enables one to perceive and to know someone elses` true soul. Only then is one capable of love. Unfortunately in all other cases “love“ only fulfils social or psychological functions. Therefore questioning our paradigm is not only vital for approaching self-realisation, but it also gives birth to the foundation of love.
The biblical idea of love thy neighbour like your self is the same thought. Loving myself is inseparably connected to loving all other beings (…). If man is able to love productively he also loves himself; if he can only love others, he cannot love at all.3
THE DREAM shows the awakening from the nightmare of the illusory world (The World, Judgement) and the aim (The Sun): unification with the innermost and highest self as foundation for a life full of love.
© Nabiha Dahhan & Thom Kolodziej, 2004
1 Akron, Hajo Banzhaf: Der Crowley Tarot, S. 245, Goldmann.
2 Carl Gustav Jung: Grundwerk Bd.1-9. Olten 1985, Walter.
3 Erich Fromm: Die Kunst des Liebens, S. 74, Ullstein.